Verlieren die Kücknitzer ihr schönes Forsthaus Waldhusen???
Kücknitz ist zwar kein geschichtsloser Ort, aber es hat nur weniges,
woran es seine Geschichte fest machen kann. Die Stätten der örtlichen
Geschichte des letzten Jahrhunderts sind fast alle mit eben diesem
Jahrhundert wieder untergegangen. Einzig eine alte Kate in Dummersdorf am
Hirtenbergweg und der Forsthauskomplex Waldhusen künden noch von
vergangenen Jahrhunderten. Vielleicht liegt es auch daran, dass der
Stadtteil Kücknitz keine gemeinsame Identität - kein Wir-Gefühl - wie
z. B. in Schlutup oder Travemünde entwickeln kann.
Der Gemeinnützige Verein Kücknitz versucht seit Jahrzehnten dieses
Wir-Gefühl in Kücknitz zu erwecken, unter anderem dadurch, dass er eine
Entwicklung des Ortszentrums um den Kirchplatz herum befördert. Das
Kernstück ist bereits gelungen: Der Kirchplatz ist neu gestaltet.
Der Bürger aber braucht nicht nur einen räumlichen Bezug, er braucht
auch historische Anknüpfungspunkte, um zu einer Identifizierung mit
seinem Ort zu gelangen. Er braucht Vorzeigeobjekte. Und eben ein solches
Vorzeigeobjekt ist das Forsthaus in Waldhusen. Jährlich kommen viele
Kücknitzer mit ihrem auswärtigen Besuch zum Forsthaus. Es wird dabei
tüchtig fotografiert. Etliche klingelten, solange das Haus noch vom
letzten Förster bewohnt war, an der Haustür und baten um Auskünfte
über das Haus und über Emanuel Geibel, der hier um die Mitte des
vorvorigen Jahrhunderts oft seine Sommerfrische verbrachte. Gedichte
entstanden hier:
Mit dem alten Förster heut
bin ich durch den Wald gegangen,
während hell im Festgeläut
aus dem Dorf die Glocken klangen. (Aus dem Walde, 1. Vers)
Die Verbundenheit der Kücknitzer mit Ihrem Forsthaus zeigt sich auch
noch anderweitig:
Im Jahre 1993 veranstaltete der Gemeinnützige Verein Kücknitz e.V. im
Rahmen der Kulturwoche Kücknitz einen Fotowettbewerb. Von den
eingereichten 80 Fotografien betrafen neun das Forsthaus-Ensemble
Waldhusen. Das ist ein statistischer Beweis für die Wertschätzung, die
die Kücknitzer dem Forsthaus beimessen, und dafür, wie sie sich mit ihm
verbunden fühlen. Übrigens, auch der erste Preis ging an dieses Motiv.
Im Jahre 2001 feierte der Gemeinnützige Verein Kücknitz e.V. sein
90jähriges Stiftungsfest mit einem Stadtteilfest rund um das Forsthaus.
Viele Kücknitzer Vereine und Verbände präsentierten sich. Über 2.000
Besucher, die meisten Kücknitzer, waren dabei, waren von dem schönen
Ambiente "Waldhusen" begeistert.
Viele, viele Kücknitzer - und nicht nur diese - besuchen die
Sprechstunde des Försters, um dort ihren Holzbedarf anzumelden, aber auch
um Fragen zu stellen zu Haus und Hof, Wald und Getier, Naturschutz und
Naturschutzrecht. Keiner dieser Bürger möchte seinen Förster in
Waldhusen missen.
Einen besonderen Stellenwert haben auch die regelmäßigen Treffen der
Kücknitzer Kita-Kinder mit dem Waldhusener Förster, der auf
Sparziergängen durch den Wald den Kleinen auf spielerische Weise Natur
und Naturschutz näher bringt: Eine frühkindliche Erziehung, die jetzt
und für die Zukunft von hoher Bedeutung ist, und eine Chance bietet, an
die vielen Kinder aus sozial schwachen Familien in unserem Stadtteil
heranzukommen. Sie lernen spielend unter Anleitung des Försters Tiere und
Pflanzen, Büsche und Bäume kennen.
Jetzt scheint sich abzuzeichnen, dass dieses bauhistorische, idyllisch
gelegene, für Kücknitz so wertvolle Kleinod verkauft werden soll.
Käufer finden sich sicher genug. Aber wer wird es kaufen? Was wird dann
daraus: Hotel ?, Altenheim ?, Bordell ? Auf jeden Fall würde es der
Öffentlichkeit und den Kücknitzern verschlossen werden.
Der Gemeinnützige Verein kann sich nicht vorstellen, dass das
Forsthaus Waldhusen verkauft werden könnte. Wieder ein
Identifikationspunkt und öffentliches Kulturdenkmal weniger für
Kücknitz und die Stadt Lübeck.
Ihr Lübecker Kommunalpolitiker, Ihr werbt doch als "Kulturstadt
Lübeck", gebt Euch einen Ruck und lasst Taten folgen, erhaltet uns
unsere Försterei Waldhusen !
Weitere Informationen zum Forsthaus
Waldhusen finden Sie in der Rubrik "Kücknitz"
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