Herrentunnel
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Herrentunnelbaustelle mit Herrenbrücke
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2005 wurde in Lübeck die vorhandene Herrenbrücke auf der Bundesstraße
104 wegen Baumängel durch einen mautpflichtigen Tunnel ("Herrentunnel")
ersetzt. Der Herrentunnel in der Hansestadt Lübeck ist eine starke
Belastung für die Anwohner der betroffenen Stadtteile. Es ist einmalig
in Deutschland, dass Bewohner einer Stadt für das Erreichen eines
anderen Stadtteils eine Maut zahlen müssen, die zudem laufend steigt.
Waren in der Planungsphase des Tunnels noch "deutlich unter einer Mark"
als Maut avisiert, hat der Betreiber schon im zweiten Jahr des
Bestehens einen zweiten Antrag zur Erhöhung der Maut auf nun 1,20 EUR
gestellt. Darüber hinaus plant der Betreiber zum einen die Einstellung
der bisher kostenlosen Durchquerungsmöglichkeit für Radfahrer und
Fußgänger zu streichen, die auch im Planfeststellungsbeschluss so
festgehalten ist, und zum anderen den ÖPNV monatlich mit 25.000 - 30.000
EUR zu belasten (Zeitungsberichte der Lübecker Nachrichten). Der Tunnel
wurde mit Verkehrszahlen geplant, die schon damals unrealistisch waren,
angesichts der bevorstehenden Eröffnung der A20 und des dann abnehmenden
Verkehrs in Richtung Mecklenburg-Vorpommern. Wenn es Einsprüche zu der
Preiskalkulation mit den Verkehrsprognosen von den Anwohnern gab, wurden
diese sofort ins Lächerliche gezogen und abgelehnt. Darüber hinaus wird
der Verkehr weiter deutlich abnehmen, weil die Nordtangente fertig
gestellt ist und der Verkehr darüber ausweicht. Dies wird auch vom
Betreiber so vermutet. Die dann weiter abnehmenden Verkehrszahlen werden
vermutlich wieder zu einer Erhöhung der Maut führen.

Herrentunnel in der Bauphase
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Das im Grundgesetz verankerte Gleichheitsgebot, von der
Tunnelgesellschaft gerne als Argument gegen Rabatte angeführt, wird den
Lübecker Bürgern vorenthalten! Die Anwohner in den angrenzenden
Stadtteilen sind auf diese Verbindung angewiesen. Um ihre Stadtteile zu
erreichen, müssen sie entweder die Kosten des Tunnels zahlen oder einen
großen Umweg mit den dann ebenso erhöhten Kosten und Zeitaufwand in Kauf
nehmen – es gibt also keine Wahlmöglichkeit. Dies sind Sonderbelastungen
von ca. 600 EUR pro Person/Jahr für Berufspendler. Familien aus
Lübeck-Kücknitz sind noch weit höher belastet!
Die Bürger zahlen bereits ausreichend verkehrsbezogene Steuern, wie
die Kfz-Steuer, die Mineralölsteuer, Mehrwertsteuer (z. B. beim Kauf
eines Autos) usw. Die betroffenen Lübecker Bürger sind hier die
einseitigen (und in Deutschland alleinigen) Opfer eines fehlgeschlagenen
Pilotobjektes zum "FStrPrivFinG". Ferner ist festzustellen, dass der
Tunnel unter einer 1851 künstlich hergestellten Wasserstraße liegt.
2. Bisherige Aktionen
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1. Herrentunneldemo
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2. Herrentunneldemo
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Spontandemo auf dem Priwall
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20.10.2004: Der
GMVK hat eine Bürgerversammlung durchgeführt, auf der bereits der
Protest zur Nichteinhaltung der zugesagten Mauthöhe (51 Cent)
vorgebracht wurde. Einige geladene Verantwortliche sagten Ihre Teilnahme
in letzter Minute ab.
02.06.2007: Die Kücknitzer SPD und CDU
rufen zum
Tunnelboykot auf.
05.06.2007: Der GMVK hat einen
offenen Brief
an Herrn Minister Austermann sowie an Herrn Bürgermeister Bernd Saxe
geschrieben. Darin spricht sich der Verein massiv gegen eine zweite
bevorstehende Gebührenerhöhung aus. Für den Fall einer Insolvenz des
Herrentunnelbetreibers fordert der GMVK die Wiederherstellung des
Bundesstraßenstatus und die Übername des Tunnels durch den Bund.
07.06.2007: Auf der Kücknitzer Runde wurde vorgeschlagen, das
Aktionsbündnis "Die Maut muss weg!" zu gründen.
Juli 2007: Es gründet sich das Aktionsbündnis "Die Maut
muss weg!" Es haben sich in dem Bündnis fast alle im Bereich der
Travequerung angesiedelten Vereine und Verbände, Kirchen und politische
Parteien zusammengeschlossen.
Aktionsbündnis "Die Maut muss weg!":
Arbeitskreis “Lärm macht krank” * Bauspielplatz Roter Hahn e. V. * CDU
Kücknitz/Siems * Ev. Luth. Kirchengemeinde Kücknitz * FDP Kreisverband
Lübeck * Gemeinnütziger Verein Eichholz * Gemeinnütziger Verein Kücknitz
* Gemeinnütziger Verein Schlutup * Gemeinnütziger Verein Siems * IG Dummersdorf
* IG Herreninsel * IG Roter Hahn * Hans Müller (MdL SPD) *
Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer e. V. * Die Linke
Kreisverband Lübeck * Siedlergemeinschaft Dänischburg *
Siedlergemeinschaft Herreninsel * Siedlergemeinschaft Karlshof *
Siedlergemeinschaft Rangenberg/Wallberg * Siedlergemeinschaft Travemünde
* SPD Kreisverband Lübeck * SPD Kücknitz * SPD Schlutup * SPD Trave Nord
* SPD Travemünde * TSV Dänischburg * TSV Kücknitz * TSV Schlutup *
Verein für Industrie und Arbeiterkultur e.V.
17.07.2007: Es fand die
1. Herrentunneldemo
statt, an der ca. 1000 Personen teilnahmen.
26.08.2007: Für die 2. Demo am 2. Jahrestag der
Herrentunnelöffnung war der 1. Vorsitzende des GMVK der Antragsteller.
Er hielt auch die Rede während der Kundgebung. Politiker aller
Lübecker Parteien haben sich beteiligt, gaben aber leider keine
Statements ab. Laut Polizei waren 1.300 Demonstranten anwesend.
20.11.2007: Die 3. Demo findet in Schleswig vor dem
Verwaltungsgericht statt. Es wird der Prozess zwischen
Stadtverkehr Lübeck und Herrentunnelgesellschaft verhandelt.
Der GMVK reicht am gleichen Tag hier bei Gericht eine Klage auf
Demonstrationsrecht durch den Tunnel ein. Einen Protestzug durch den
Tunnel, wie vom Bündnis gefordert, konnte leider nicht stattfinden, da
die Stadt Lübeck dieses wegen starker sicherheitstechnischer und
rechtlicher Bedenken ablehnte. Der GMVK hatte Widerspruch eingelegt, der
abgelehnt wurde.

Lübeck-Marathon mit Demo gegen Tunnel-
Maut
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05.02.2008: Bei einer (4.) Spontandemonstration auf dem
Priwall wurde
Verkehrsminister Tiefensee ein Forderungsschreiben zum Herrentunnel
übergeben!
19.02.2008: Der GMVK verliert die Klage vor dem
Verwaltungsgericht in Schleswig und auch später die 2. Instanz.
09.03.2008: Die 5. Demo findet zur
Eröffnung der Nordtangente an der Eric-Warburg-Brücke statt. Herr Austermann erklärt, mit ihm gibt es keine weiteren Mautprojekte
mehr. Auch er hält das Mautmodell für gescheitert.
14.06.2008: In Kücknitz auf dem Kirchplatz findet ein Fest
zur Unterstützung des Aktionsbündnisses statt.
22.05.2009:
Offener Brief des
Aktionsbündnisses an die politischen Verantwortlichen, in dem alle
Forderungen präzisiert werden.
26.10.08: Im Rahmen des Lübeck-Marathons kann der Protest
gegen die Tunnel-Maut erstmals durch den Tunnel getragen werden.
01.01.2010: Spontane Sperrung des Herrentunnels im Kampf gegen
die Maut
Die letzte und bereits vierte Mauterhöhung, die am 01.01.2010 in Kraft
trat, nahm der Verein zum Anlass für eine spontane Neujahrsdemo.
Gemeinsam mit dem Aktionsbündnis "Die Maut muss weg" wurden die
Einfahrten des Tunnels auf beiden Seiten der Trave mit 40 PKWs und
vielen Demonstranten für eine Stunde blockiert.
Der GMVK wird weiter im Kampf gegen die Maut aktiv bleiben.
3. Aktuelle Situation
Nachdem der Herrentunnelbetreiber in der 1. Instanz mit seiner
Forderung nach Zahlung von Mautgebühren durch den Lübecker Busbetrieb
für den ÖPNV abgeschmettert wurde, ist jetzt in der 2. Instanz der
Lübecker Stadtverkehr zur Zahlung anfallender Durchfahrtskosten im ÖPNV
vom Oberverwaltungsgericht Schleswig verurteilt worden. Dies sind
bereits ca. 1 Mio. EUR mit dann jährlich weiter folgenden 300.000 EUR.
Der vertraglich vereinbarte 10-Minutentakt für den Shuttle-Bus wird
vom Tunnelbetreiber auch nicht eingehalten.
Diese zusätzlichen Kosten wird der Tunnelnutzer letztendlich zahlen
müssen!
Lübeck-Kücknitz braucht eine leistungsfähige
Schnellbusverbindung nach Lübeck!
Der Tunnelbetreiber sieht, durch ständige Millionenverluste
begründet, die nächste Erhöhungsstufe bereits bei mindestens 1,50 EUR
für eine Durchfahrt. Die in der Planungsfase zugesicherte,
sozialverträgliche Maut von ca. 51 Cent, wurde zur Eröffnung bereits
nicht eingehalten!
Dieses Vertragswerk, ein Desaster für beide Vertragsparteien, ist von
den Beteiligten dilettantisch und rechtsunsicher ausgehandelt worden.
Der Stadtverkehr prüft jetzt weitere rechtliche Schritte und die
Politik sucht jetzt plötzlich Schuldige.
4. Aktuelle Aktionen
Rettungsschirm aus Konjunkturpaket II für Herrentunnelnutzer!
Durch die Bundesregierung ist das zweite Konjunkturpaket geschnürt
worden. Zwei wesentliche Inhalte sind die Entlastung der Bürger sowie
die Investition in notwendige (Verkehrs-) Infrastruktur.
Bei der Gestaltung einer Mautfreiheit für den Lübecker Herrentunnel
könnten dauerhafte Entlastungen für Nutzerinnen und Nutzer, Familien und
für das Handwerk etc. erreicht werden.
Einzelnutzer könnten mit 500-600 EUR jährlich, Familien mit bis zu
1.000 EUR jährlich und (kleine) Handwerksbetriebe etc. mit 150-300 EUR
monatlich entlastet werden
Zudem würde der "Mautumgehungsverkehr" vermieden werden.
Dies würde zu einer Entlastung der Anwohner in diesen Bereichen aber
auch der Straßen, Brücken, etc. führen.
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Protest-Banner an der B75
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Der Mautumgehungsverkehr findet nicht nur durch betroffene Anwohner
statt, sondern in immer stärkerer Form auch durch den Schwerlastverkehr
der betroffenen Unternehmen.
Nicht nur für die Kücknitzer Bürger ist mit der Fertigstellung aller
Fahrspuren der Nordtangente eine attraktive Ausweichmöglichkeit
geschaffen worden. Dies belegen die ständig sinkenden Nutzerzahlen des
Tunnelbetreibers. Die nächste Mauterhöhung wird diesen Trend noch
verstärken.
Die Protestbanner wurden jetzt auf Privatgrundstücken an der B75
angebracht.
Das Aktionsbündnis hat mit einem
offenen Brief an
die politisch beteiligten Parteien und Vertreter erneut auf die
Situation aufmerksam gemacht und mit Nachdruck auf seine Forderungen
hingewiesen:
Wir fordern Herrn Minister Dr. Biel auf, diese
Verhandlungen mit dem Bund jetzt
konstruktiv zu führen.
Wir möchten nochmals darauf hinweisen, dass der Versuch,
mautfinanzierte Straßenbauprojekte wie beim Lübecker Herrentunnel zu
etablieren, gescheitert ist und fordern an dieser Stelle alle
angesprochenen Personen und Parteien auf, sich für eine wirkliche,
dauerhafte Entlastung der betroffenen Bürger einzusetzen und eine
mautfreie Gestaltung des Herrentunnels zu realisieren.
Es dürfen den Lübecker Bürgern und Unternehmen nicht die Kosten für
misslungene politische Experimente aufgebürdet werden!
Wir fordern von den damals verantwortlichen Parteien in der Lübecker
Bürgerschaft, SPD und CDU, jetzt in einem Bündnis zur Lösung des
Tunnelproblems zusammenzuarbeiten. Besteht doch mittlerweile
offensichtlich Konsens in der Einschätzung beider Parteien, dass die
Fehler der Vergangenheit soweit wie möglich geheilt werden müssen. Dem
sollten sich alle in der Bürgerschaft vertretenen Parteien anschließen!
Es müssen dringend Verhandlungen mit dem Land und Bund geführt werden!
Wir fordern:
- Übernahme des Tunnels durch den Bund oder das Land!
- Mautfreiheit!
- Einhaltung der Shuttle-Bus Vertragsvereinbahrung! (10
Minutentakt)
- Keine weitere Mauterhöhung!
- Keine Konzessionsverlängerung!
- Sofortige Verhandlung mit allen vertraglich Beteiligten!
- Anhörung des Aktionsbündnisses durch den Minister für
Verkehr!
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